(Lat: Forficula auricularia)
Im Herbst wandern die Ohrwürmer in Häuser, um dort Verstecke zu finden, wo sie als Nachttiere den Tag verbringen können. Häuser mit ihren vielen Spalten und Ritzen sind in diesem Sinn ein wahres Eldorado und Ohrwürmer sind deshalb in Häusern mit freier Umgebung regelmäßige Gäste.
Gegen den Oktober hin graben sie sich in die Erde ein und beziehen einen Platz zum Überwintern. Zuvor paaren sie sich und nicht selten überwintern Männchen und Weibchen zusammen in der gleichen Höhle. Im zeitigen Frühjahr wird das Männchen aber hinausgeworfen, da das Weibchen nun eine Kinderstube herrichtet und dann rund 50 Eier legt.
Die Ohrwurmmutter betreut ihre Eier sehr sorgfältig, verteidigt und reinigt sie und verhindert, dass sie durch Pilzbefall zerstört werden. Dieses Verhalten ist unter den Insekten recht einmalig.
Auch die Jungen bleiben noch bei der Mutter, wagen sich aber auf Nahrungssuche immer weiter weg vom Nest und entwickeln sich im Lauf des Sommers zu geschlechtsreifen Individuen.
Der Gemeine Ohrwurm frisst fast alles, tote und lebende Pflanzenteile, Aas und lebende Kleininsekten und Milben. In Gärten und Gärtnereien kann dadurch einiger Schaden entstehen, andererseits werden auch viele Schädlinge vertilgt, zum Beispiel Blattläuse und Spinnmilben, so dass die Rechnung wieder aufgeht.
Ohrwürmer werden von vielen Menschen verabscheut. Die Erklärung dafür liegt wohl im Bereich des Unbeweisbaren. Tatsache aber ist, dass sie bei vielen Völkern in der Phantasie eine Rolle spielen und dass ihr Vulgärname bei fast allen diesen Völkern damit zu tun hat, dass die Ohrwürmer angeblich eine Vorliebe für Ohren hätten. In einem Märchen von H. C. Andersen sagt eine Ohrwurmmutter über ihren Sohn: »Sein höchster Gedanke ist, einmal in das Ohr eines Priesters zu kriechen, das Trommelfell durchzubeißen und in das Gehirn Eier zu legen. Er ist so liebenswert kindlich, eine wahre Freude für eine Mutter.« Solche Ideen sind reine Erfindung, ein Ohrwurm kann sich aber natürlich zufällig auch in ein Ohr verirren.
Die Zangen am Hinterleib sehen erschreckend aus, sie werden für Angriff und Verteidigung verwendet, wirken aber vor allem erschreckend. Natürlich kneifen sie auch den Menschen, wenn sie eingeklemmt werden. Das kann im Schlaf geschehen, wenn man sich auf sie wälzt. Der Biss der Tiere ist spürbar, aber harmlos.
Wenn man eine Zuwanderung aus dem Freien vermeiden will, darf man ihnen keine günstigen Lebensbedingungen im Haus geben. In starkem Pflanzenbewuchs und in Komposthaufen gedeihen Ohrwürmer sehr gut. Man kann sie in Fallen fangen, einfachen Blumentöpfen, die mit Holzwolle gefüllt sind und mit der Öffnung nach unten stehen. Ohrwürmer kriechen gerne hinein und können dann jeden Morgen vernichtet werden.