(Lat: Vespoidea)
Die charakteristische schwarz-gelbe Zeichnung und die Körperform lassen Wespen leicht erkennen.
Bei uns gibt es rund ein Dutzend Arten, die einander in Aussehen und Lebensweise sehr ähnlich sind und daher oft mit einem Begriff bezeichnet werden. In Häusern findet sich besonders die Gemeine Wespe, Paravespula vulgaris, und die Deutsche Wespe, Paravespula germanica. Die große Hornisse, Vespa crabro, ist nicht so häufig, fällt aber besonders auf, wenn sie irgendwo auftaucht. Merkmal des sozialen Lebens und zugleich Ursache für die Wirksamkeit ist die Arbeitsteilung. Bei den Wespen gibt es Weibchen (Königinnen) und Männchen, die für die Fortpflanzung sorgen. Die Arbeiter bauen das Nest, füttern die Larven und verteidigen die Gemeinschaft. Arbeiter sind nicht entwickelte Weibchen.
Im Gegensatz zur Honigbiene sammeln Wespen keine Nahrung für den Winter. Wespenstaaten sind bei uns daher nur einjährig. Im Herbst löst sich der Staat auf und die Arbeiter gehen zugrunde. Bevor das geschieht, entstehen neue Königinnen und Männchen, die ausschwärmen und sich paaren. Die Männchen sterben bald danach, die jungen Weibchen suchen dagegen eine geschützte Stelle, wo sie überwintern können. Im Winter findet man schlafende Königinnen in Dachböden und Nebengebäuden versteckt. Gewöhnlich erscheinen die Königinnen wieder im folgenden April und suchen nun eine passende Stelle für ihr Nest.
Das kann eine hohle Mauer sein, ein Dachboden oder Dachvorsprung. Die Königin baut nun ein Nest, das kugelförmig und walnussgroß ist. Darinnen befinden sich 10-20 sechskantige Zellen und in jede davon wird ein Ei geklebt. Die Eier müssen festgeklebt sein, denn die Zellen tragen ihre Öffnungen nach unten, wenn das Nest unter horizontalen Flächen befestigt ist. Nach dem Schlüpfen der Larven ist viel zu tun, um Nahrung herbeizuschaffen. Sie haben sich nach einem Monat zu erwachsenen Arbeitern entwickelt. Gegen Ende Mai schlüpfen also die ersten Tiere aus den Puppen. Nun übernehmen die Arbeiter den Nestbau und die Versorgung mit Nahrung, während sich die Königin auf das Eierlegen beschränkt. Im Sommer kann ein gut entwickeltes Wespennest 5000-6000 Individuen enthalten. Oft sitzen Wespen auf Telefonmasten, Pfosten und anderem Holz und nagen feine Holzsplitter heraus. Diese werden mit Speichel zerkaut und ergeben ein vorzügliches Papier, aus dem das Nest gefertigt wird, sowohl die schützenden äußeren Schichten, die wie ein etwas unregelmäßiger grauer Fußball aussehen, als auch die Zellen im inneren.
Die Larven leben ausschließlich von Fleisch und als Beute dienen hauptsächlich Fliegen und Schmetterlinge, die die Wespen in der Luft ergreifen. Mit den kräftigen Kiefern schneiden sie Flügel und Beine ab und zerkauen das Opfer zu einer Nahrungskugel, die nach Hause getragen wird.
Die erwachsenen Wespen leben von flüssiger Nahrung, man sieht sie an Blüten und Früchten saugen und selbst von ihren Larven werden sie versorgt. Im Tausch gegen die Nahrungskugeln geben die Larven nämlich einen süßen Saft von sich, den die Arbeiter eifrig aufsaugen. Die Arbeiter erhalten dadurch Brennstoff, das gegenseitige Füttern hat aber auch eine soziale Funktion, die alle Mitglieder eines Volks zusammenhält.
Im Sommer haben Wespen viel Arbeit und fallen kaum auf, selbst wenn ein Nest in der Nähe ist. Im Herbst gibt es keine Larven mehr; die zu betreuen sind, und die Wespen treiben sich nun herum, bis der Frost ihrem Leben ein Ende setzt. In dieser Zeit suchen sie süße Sachen und machen sich bemerkbar. Sie sind wohl mehr lästig als schädlich, können aber in Bäckereien und Obstladen zu einer Plage werden.
Im Haushalt bemerkt man sie, wenn Obst eingemacht wird oder man im Freien isst. Da sie auch Aas und Abfälle besuchen, können sie in gleicher Weise wie die Fliegen mögliche Krankheitserreger übertragen.
Bekanntlich können sie auch stechen (S. 50), und manchmal ist es notwendig, ein Nest zu entfernen, wenn es sich direkt im Haus befindet. Es gibt viele Methoden dies zu tun, und wir beschränken uns hier darauf, nur einige zu nennen, die häufiger gebraucht werden. Die Behandlung erfolgt am besten abends, wenn alle Tiere zu Hause sind und das Volk ruhig ist, da die Tiere im Dunkel und bei niederen Temperaturen weniger angriffslustig sind. Sitzt das Nest günstig, kann man offenes Feuer verwenden und es wegbrennen, eventuell mit Hilfe eines petroleumgetränkten Lappens an einer Stange. Meist ist es am einfachsten, das Nest mit Insektenpulver zu bestreuen, das auch in das Flugloch gebracht werden muss.
Wenn man nicht an das Nest herankommen kann, behandelt man die Zugänge mit Insektenpulver, man sollte aber in keinem Fall die Wege verstopfen, da die Wespen sehr wahrscheinlich auf neuen Wegen in das Haus eindringen und dort gefährlich werden können. Kennt man Stellen, wo Wespen erfahrungsgemäß Nester bauen, sollte man möglichst bald im Jahr kontrollieren und die Nester schon im Anfangsstadium zerstören, bevor sie allzu groß geworden sind. Lichtfallen (S. 217) können auch bei Wespen wirksam sein, zum Beispiel in Bäckereien und Lebensmittelfabriken.