Die Beweise sind obskur. Es werden kleine Packungen und Briefe mitgebracht, die angeblich Tiere enthalten, welche sich bei einer näheren Untersuchung jedoch als Krümel, Wollreste, Hautschuppen, Schorf, Popel etc. entpuppen. Hinzu kommen verdächtige Straßenkleidung und Hausrat, die auch nicht die angeblichen Tiere enthalten. Es werden bloß Hautschuppen vorgezeigt und vor allem die Unterarme können mehr oder weniger zerkratzt sein oder Spuren der Versuche, die Tiere herauszuoperieren, tragen. Es fehlen jedoch die Bissspuren, die man normalerweise mit Insekten und Milben verbindet.
Die Tiere sind ungewöhnlich. Es kann sich beispielsweise um Tiere handeln, die Scherben aus dem Porzellan beißen. Tiere, die die Farbe, Form und Eigenschaften sehr schnell wechseln (weiße Tiere, die fliegen, im nächsten Augenblick als schwarze Punkte auf den Badezimmerfliesen sitzen und von dort nicht mehr wegzubekommen sind). Es können auch Tiere sein, die sich durch die Haut der Unterarme bohren. Tiere, die Löcher in die frischgewaschene Kleidung nagen oder in alte Plastiktüten. Und vor allem Tiere, die über lange Zeit reichlichen Mengen an Insektengift standgehalten haben. Auch Tiere, die der Wissenschaft neu sind oder eine exotische Herkunft haben, fehlen in diesen Wahnvorstellungen nicht.
Können im Haar gespürt werden. Hinzu kommen Juckreiz und Bisse, sowie das Gefühl, dass etwas an den Armen, Beinen und nicht zuletzt in den Haaren krabbelt. Die Symptome erreichen ihren Höhepunkt, wenn die Person still sitzt oder liegt.
Reinigungsmanie. Oft sind die Behandlungen mit Insektiziden sowie das Reinigen des Haushalts völlig übertrieben. Es werden scharfe Mittel auf dem Hausrat und der Haut angewendet: Lauge, Petroleum Alkohol, Ammoniakwasser, Chlorin usw. und oft wird mit Gift gepudert und gespritzt. Gibt es Hunde oder Katzen, bekommen diese ihren Anteil ab, und wenn sie es sind, auf die der Verdacht fällt, ist es nicht ungewöhnlich, dass der Patient sie beim Tierarzt einschläfern lässt.
Frauen über 45. Die Symptome des Dermatozoenwahns werden hauptsächlich bei mittelalten oder älteren Frauen gesehen. Bei Männern und jungen Frauen ist die Krankheit nicht so verbreitet.
Infektionsvorstellungen. Die Patienten äußern oft, dass sie bei einer bestimmten Gelegenheit infiziert wurden und dass sie von bestimmten Personen, Haustieren oder verschmutzten Laken usw. angesteckt wurden. Man ist davon überzeugt, dass man selbst andere infizieren kann und darüber bekümmert, dass man seine Familie ansteckt und man mischt sich nicht unters Volk. Vor allem dürfen die Nachbarn und Freunde nicht erfahren, dass man ansteckend ist. Die Tiere können übrigens wirklich übertragen werden, allerdings auf einer anderen Ebene. Bei Menschen, die zusammen leben, kann es passieren, dass der Kranke den Gesunden in sein Universum zwingt, worauf sie sich gegenseitig in ihren Wahnvorstellungen bestätigen. Das Phänomen wird als „folie à deux“ bezeichnet.
Die Logik fehlt. Der Kranke kann seine eigene Situation mehr oder wenig vernünftig erörtern, aber er kann nicht mit logischen Argumenten dazu überredet werden, von seiner Auffassung, dass es sich um Tiere handelt, abzulassen. Typisch ist die Bemerkung: Ja, aber wenn es keine Tiere sind, warum beißen sie (die Tiere) mich dann? Die korrekte Auffassung, nämlich dass es sich um eine psychische Krankheit handelt, wird der Patient überhaupt nicht akzeptieren und daher selbstverständlich auch keine psychiatrische Hilfe aufsuchen.