Alle Vögel und Säugetiere haben unterschiedliche Formen von vererbten Verhaltensmustern, die dazu dienen sollen, lästige Insekten in Schach zu halten. Wenn wir also reflexartig nach einem Tier schlagen, das uns im Nacken krabbelt, ohne zuerst zu untersuchen, ob es stechen oder beißen kann, ist dies zweifellos eine angeborene Reaktion.
Viele Menschen betrachten jede Art von Kleingetier mit Misstrauen, Ekel oder Angst. Nichts deutet jedoch darauf hin, dass wir eine vererbte Angst vor Kleingetier als solches haben. Wir werden vielmehr mit einer Bereitschaft oder einem Programm geboren, welches uns ermöglicht, uns an die Tiere zu erinnern, mit denen wir unangenehme Erfahrungen gemacht haben oder auf die unsere Umwelt negativ reagiert – sodass wir diese Tiere zukünftig umgehen können.
Um die Einstellung von Menschen zu Kleingetier besser zu verstehen, hat man umfassende Meinungsumfragen in den USA durchgeführt. Diese zeigten, dass mehr als 80 % es als unangenehm empfanden, Insekten im Haus zu haben, selbst wenn es sich um ganz harmlose Tiere wie Silberfischchen handelte, und dass jeder Zwanzigste direkte Angst vor Kleingetier hat. Die Umfragen zeigten auch, dass das Unbehagen vor allem bei Frauen verbreitet ist und dass die Toleranz mit dem Ausbildungsniveau steigt. Letzeres erscheint aufmunternd, da es zeigt, dass je mehr man über die Tiere weiß, desto toleranter man ihnen gegenüber wird.
Die Menschen (z.B. Naturliebhaber und Entomologen), die sich genug Zeit nehmen, die Tiere kennen zu lernen, haben in der Regel ein entspanntes Verhältnis zum Kleingetier. Sie ergreifen Vorsichtsmaßnahmen gegenüber den lästigen Tieren und freuen sich über die Üppigkeit in der Natur, welche die kleinen Tiere ja auch repräsentieren.
Vielleicht kann man seine Lebensqualität verbessern, indem man das Kleingetier besser kennenlernt. Auf der anderen Seite ist es nicht möglich, etwas über alle Tiere zu wissen. Eine vernünftige Lösung des Problems ist es, sich ein bisschen über die wenigen lästigen Arten zu informieren, die hierzulande leben, und die anderen mit Neugierde und Verwunderung zu betrachten.