Zu Beginn des letzten Jahrhunderts fand man heraus, dass ein Teil der Menschen allergisch auf Hausstaub reagierte, ohne dass man eine Ursache unter den damals bekannten Allergenen finden konnte. Das Phänomen Hausstauballergie wurde ursprünglich für eine Reaktion des Patienten auf eigene tote Hautzellen gehalten. 1964 konnte der holländische Arzt Reindert Voorhorst konstatieren, dass er und sein Team des Universitätskrankenhauses von Leiden Milben im Hausstaub gefunden hatten, und dass diese wahrscheinlich die Ursache für die Krankheit Hausstauballergie waren. Man sprach von damals noch nicht weitbekannten Milben der Gattung Dermatophagoides mit den Arten D. pteronyssinus und D.farinae. Man kennt sie aus der Natur von Vogelnesteren und deren Umgebung. Man entschied sich, sie Hausstaubmilben zu nennen, weil sie die Ursache für die Krankheit Hausstauballergie waren, und nicht weil man ursprünglich glaubte, dass sie von Hausstaub lebten.
Recht schnell daraufhin erklärten andere Forscher, dass man das Vorhandensein von Milben im Hausstaub nur damit erklären könne, dass diese dort leben und lose Hautschuppen, von denen es ja viele im Staub gibt, fressen. Diese klare Aussage wurde seitdem in Anweisungen umgesetzt, was man tun müsse, um die Milben in dem Zuhause eines Patienten zu bekämpfen. Man müsse die Wohnung besser sauber machen, die Luft trocken halten und gegebenenfalls Gift einsetzen, um den Fall zu lösen. Das machte jedoch offensichtlich keinen Unterschied für die Milben, denn sie traten weiterhin häufig in Staubproben auf. Die Milben mit einer besonderen Bettwäsche einzufangen, gab auch keine Linderung für den Patienten.
Es gibt vielleicht eine Erklärung dafür, dass die Milben nicht wie erwartet reagierten. Wenn man Hausstaub mikroskopiert, findet man fast ausschließlich die Verbreitungsstadien der Hausstaubmilben. Es sind vor allem tote, eingetrocknete Exemplare, die anscheinend nicht dort gelebt haben, wo man sie findet. Sie haben selten einen Darminhalt und wenn, dann sind es keine Hautschuppen, die man sieht. Die Milben scheinen offensichtlich in unseren Heimen keine Nahrung zu sich zu nehmen (vielleicht weil sie schon tot sind). Sie produzieren scheinbar auch keine Exkremente oder Allergene, und vermehren sich dort nicht. Das bedeutet, dass die Milben nicht in unserem Zuhause leben, sondern eine Verunreinigung von draußen sind. Diese Erkenntnis [1] ist noch recht neu und zeigt, dass es Bedarf gibt, die Ratschläge für den Patienten neu zu bewerten. Die Allergene sind jedoch immer noch im Körper der Milben: Harmlos sind sie also nicht, auch wenn sie tot sind.
Man findet auch andere Milben in Hausstaubproben. Insgesamt kennt man ca. 200 verschiedene Milbenarten, die man gelegentlich findet, wenn man Hausstaub unter einem Mikroskop untersucht. Die, die man am häufigsten findet, sind die Hausstaubmilben. Aber auch die Hausmilben, Glycyphagus domesticus und die Weichhautmilben, Tarsonemus sp., sind weit verbreitet. Wie die Hausstaubmilben leben die meisten von ihnen draußen in der Natur und nur ihre Verbreitungsstadien landen auf unbekannte Weise in die Luft, die wir durch unsere Staubsauger saugen.
[1] Lesen Sie mehr in: Hallas, T.E. House dust mites do not live in house dust: Evidence and implications for the current understanding of house dust mite allergy.( p 425-436 I M.M.Shoja, P.S. Agutter et al (Eds) 2013: Hypotheses in Clinical Medicine. Nova Science Publishers, New York)