Austrocknung: Die meisten unserer Vorratsschädlinge können in ziemlich trockenen Umgebungen leben. Dies gilt z. B. Mehlmotten und Amerikanische Reismehlkäfer, die, wenn es genug Futter gibt, in bloß 1 % RH leben können. Austrocknung wird jedoch selbst für diese Tiere einen Stressfaktor sein, der die Wirkung eines gleichzeitig verwendeten, chemischen Bekämpfungsmittels verstärken kann. Trockenvertragende Tiere können durch Austrocknung abgetötet werden, wenn sie auch mit Kieselgur gepudert werden. Kieselgur ist die fossilen Resten kleiner Kieselalgen, die aus feinen, schärfen Partikeln bestehen, die den schützenden Chitinpanzer der Insekten ritzen, dadurch sie zu schnell Wasser verlieren, und sterben. Ein einzelnes Präparat ist in Dänemark zurzeit erlaubt. Es muss nur für die Bekämpfung von Getreideschädlingen in gelagertem Getreide mit einem Wassergehalt auf höchstens 13,5 % verwendet werden, und gegen Getreideschädlinge in Silos und leeren Räumen mit einer Luftfeuchtigkeit auf höchstens 65 % RH. Für die Bekämpfung von Kornkäfern, die sich bereits etabliert haben, ist Kieselgur allerdings nicht effektiv, weil die Larven sich geschützt innen die Getreidekörner befinden. Gegen die Käfer und Motten, die zwischen die Kernen leben, ist die Methode wiederum effektiv.
Milben, Staubläuse, Schimmelkäfer und Samenmotten sind von feuchten Umgebungen abhängig, und werden am einfachsten durch Austrocknung der Räume und Waren bekämpft. Die chemische Bekämpfung dieser Tiere wird selten lange helfen, wenn die Feuchtigkeit nicht gleichzeitig reduziert wird.
Kühlen: Je kühler die Lebensmittel aufbewahrt werden, je geringer ist das Risiko, dass Schädlinge in ihnen sich entwickeln können. Bei sehr niedrigen Temperaturen, z. B. -20 Grad Celsius eine Woche, werden alle Stadien aller Arten der Schädlinge normalerweise abgetötet werden. Viele Tiere überleben Temperaturen rund den Gefrierpunkt, besonders die Tiere, die auch in unseren Breiten im Freien überwintern. Arten, deren ursprünglichen Verbreitungsgebiet südlicher ist, z. B. der Tabakkäfer, sind gegen Kälte so empfindlich, dass sie nur kurzzeitig Temperaturen rund 4 Grad Celsius vertragen können. Für richtige Bekämpfung ist das Tiefkühlen allerdings ein bisschen teuer, aber für die kleineren Warenpartien, z. B. Drogen, ist das Gefrieren gut geeignet.
Milben sind im allgemeinen nicht kälteempfindlich. Viele Arten vermehren sich bei 4 Grad Celsius gut, und werden erst nach länger zeitigem Tiefkühlen abgetötet. Käfer in Lebensmitteln vermehren sich selten bei Temperaturen unter 12-15 Grad Celsius. Das Kühlen der Waren ist aber immer ein Vorteil. Obwohl die Temperatur nicht so niedrig wird, dass die Entwicklung der Tiere gestoppt wird, wird ihre Entwicklungen langsamer gehen, und es ist deshalb möglich die Ware zu verarbeiten oder essen, bevor es schief geht. Wiederum ist es wichtig zu beachten, dass Gifte praktisch auf Insekten und Milben in gekühlten Waren nicht wirken, und das Kühlen könnte somit den Effekt einer gleichzeitig angewendeten chemischen Bekämpfung eliminieren.
Wärmebehandlung: Alle Stadien der in diesem Buch erwähnten Schädlinge werden beim Aufenthalt in 55 Grad Celsius wärmer und trockener Luft eine halbe Stunde abgetötet. Bei 50 Grad Celsius dauert es eine Stunde. Die Erwärmung von den Produkten, die sie vertragen können, ist somit effektiv. In der Praxis ist es jedoch schwierig solche Temperaturen in der Mitte der Waren zu erreichen, was natürlich eine Bedingung dafür ist, dass diese Methode wirkt. Wärme ist ein Stressfaktor, der die Effekt von gleichzeitig angewendeten, chemischen Bekämpfungsmitteln vervielfachen kann. Das Beheizen von Räumen kann eine giftfreie Alternativ zu Vergasung sein. Es ist zu beachten, dass die Temperatur auf 50 Grad Celsius mindestens 12 Stunden bleiben muss, um eine zumutbare Effekt zu erreichen. Es ist auch zu beachten, dass die Tiere von der Wärme weg suchen werden, und sich in kühleren Ritzen zu verstecken versuchen, oder ganz einfach die Flucht ergreifen, wenn sie einen Weg heraus finden können.
Die Erwärmung einer einzelnen infizierten Maschine, die vielleicht schwierig zu zerlegen ist, wird oft unter einer isolierenden Decke durchgeführt werden können, obwohl es anderswo im Raum gearbeitet wird.
Ersticken: Insekten können bemerkenswert länge ohne Sauerstoff zurechtkommen – einige sogar bis zu 8 Tage – auf die Dauer geht es jedoch nicht. Dies wird in gasdichten Silos benutzt, wo das zugefügte oder entwickelte Kohlendioxid die Fähigkeit der Insekten sauerstoffarmer Umgebungen zu vertragen reduziert wird. Den Insekten können auch den Zugang zu Sauerstoffen mit Hilfe Ölen oder Fettstoffen geraubt werden, aber die Methode hat nur guten Sinn in Verbindung mit Lebensmitteln, wo diese Stoffe sowieso hinzugefügt werden sollten. Bei niedrigem Sauerstoffgehalt wirkt eine gleichzeitige chemische Bekämpfung schlechter. Ein Giftgas wie Phosphorwasserstoff wirkt z. B. nicht auf Insekten, die sich während der Vergasung in einer sauerstoffarmen Zone in dem Produkt befinden.
Mechanische Zerstörung: Viele Schädlingsprobleme werden gelöst, weil die Ware zu einem Zeitpunkt vermahlt, gepresst oder auf anderer Weise behandelt werden, so die Tiere abgetötet werden. Es gibt Maschinen, die bei grober Zentrifugierung Insekten und Milben in Getreide abtöten. Mehl kann in solchen Maschinen behandelt werden, damit es frei von intakten Eiern und anderen lebenden Tieren vor der Packung ist. Umrührung und Transport von z. B. Getreide von einem Silo zu ein anderem hat eine förderliche Wirkung, weil die wärmen Zonen ausgeglichen werden, aber auch weil die physische Handhabung der Ware ein Teil der Tiere töten. Ein freier Fall von bloß ein paar Zentimeter wird ein Teil der Tiere töten, aber die wenigsten Waren können wohl die mechanischen Beeinflussungen vertragen, die notwendig um sämtliche Tiere zu töten sind. Im Übrigens vertragen Insekten und Milben überraschend viele Knüffe. Auf alle Fälle sollte es erwähnt werden, dass die Fliegenklappe gut ist, aber selbstverständlich nicht für einen eigentlichen Fliegenplage verwendet werden kann.
Radioaktive Strahlung: Eine ionisierende Strahlung wie z. B. Röntgen- und Gammastrahlen, verursacht physische und chemische Veränderungen in den lebenden Zellen, die sie trifft. Wie viel hängt von der Dosis und der Art und dem Zustand der Zellen ab, und somit auch davon, welche Art Organismus den Strahlen ausgesetzt wird. Säugetiere sind generell 100 fache empfindlicher als Insekten und Milben.
Mit ionisierender Strahlung könnten Insekten- oder Milbenpopulationen auf drei verschiedenen Weisen beeinflusst werden: Eine niedrige Dosis wird die Anzahl von Mutationen vergrößern, eine einiger kräftigere Dosis wird sterilisieren, und eine sehr kräftige Dosis wird tötend wirken.
In der Praxis wird Gammastrahlen normalerweise mit 60Co-Quelle verwendet werden. Dabei Getreide oder andere Waren mit einer Dosis auf 100 rd zu verstrahlen, werden sämtliche Schädlinge in einer Warenpartie im Laufe einer Woche abgetötet. In der Praxis sind kleinere Dosen allerdings genug. Eine Dosis zwischen 10 und 20 rd wird zwar nur ein kleinen Teil der Population abtöten, aber die restlichen Schädlinge werden im Laufe einer Woche oder zwei steril. Das ist vorteilhaft, weil die sterilisierten Männchen sich mit eventuellen neuangekommenen Weibchen begatten, und auf dieser Weise die Partie gegen Neuinfektion schützen. Die Weibchen, die sich mit sterilisierten Männchen begatten, bekommen keine vermehrungsfähigen Jungen. Die Methode wird gewisse Stellen zur Behandlung von Getreide benutzt, aber kann preislich kaum mit Vergasung konkurrieren.
Mikroorgansimen und Einzeller sind vielfach weniger strahlungsempfindlich dieser Art als Insekten und Milben. Die Dosen, die bei eigentlicher Strahlungssterilisierung benutzt werden, werden deshalb auch alle Stadien von Schädlingen abtöten.
Lichtfallen: Viele Insekten sind von Licht angezogen. Insbesondere Licht mit Wellenlängen um den ultravioletten Teil des Spektrums herum wirkt anziehend. Eine Lichtfalle kann auf mehreren Weisen wirken: Das Licht kann von Birnen oder Leuchtstoffröhren herrühren, und die Insekten können durch eine Ventilator oder ein Gitter mit Hochspannung abgetötet werden.
Lichtfallen sind im allgemein sehr effektiv gegen Faltenwespen, und richtig platziert könnten sie praktisch Bäckereien und Obstgeschäfte frei dieser Tiere halten. Auch Motten, Schmeißfliegen, viele kleinen Fliegen und Mücken werden recht effektiv gefangen. Lichtfallen sind aber nicht sehr effektiv gegen Gemeine Stubenfliegen.
Lichtfallen in Lebensmittelunternehmen sind keine Gewähr dafür, dass keine Schädlinge ins Unternehmen kommen, aber strategisches Aufhängen, eventuell in Verbindung mit einem Schleusensystem bei den Eingängen, könnte das Risiko an von draußen fliegende Insekten vermindern. Lichtfallen, die regelmäßig betreuet werden, können auch indizieren, welche Insekten im Moment in den Raum herumfliegen.
Wenn Lichtfallen draußen platziert werden, ziehen sie mehr Insekten an als sie abtöten, und die sie töten, werden meist harmlos sein.
Klebefallen: Papierstreifen mit Leim und eventuell Honig ist ein gutes, altes Mittel Fliegen in der Küche zu fangen.
Heute kommen diese Klebefallen in vielen ausgeklügelten Ausgaben, und sie werden in gewissen Fällen Lockmittel hinzugefügt (Sexualpheromone). Sie sind jedoch nicht effektiver als die wohlbekannten, spiralförmigen Fallen geworden.
Klebefallen können eine Fliegenplage in einer Küche oder kleinem Laden mildern, aber die meisten Lebensmittelunternehmen werden sie allerdings als unzeitgemäß und unästhetisch auffassen. Klebefallen für Schaben sind kleine Pappschachteln mit Eingängen und Klebstoff am Boden. Sie können nicht als eigentliche Bekämpfung einer Schabenpopulation dienen, aber sie können sie begrenzen, und sie können zeigen, wo die Schaben kommen, und wie viel Schaben es gibt. Klebefallen für Mäuse und Ratten werden u. a. in den USA verkauft. Sie sind Platten mit einem kräftigen Klebstoff. Diese Methode werden kaum in Dänemark akzeptiert.
Anlockende und abschreckende Duft- und Geschmackstoffe: Viele Insekten reagieren auf verschiedenen Duftstoffen, entweder dabei die Quelle auszusuchen oder abgestoßen zu werden. Auch bestimmte Geschmacksempfindungen bestimmen, ob das Insekt fängt an zu fressen oder das Futter verwirft.
Es gibt somit Duftstoffe, die als Lockstoffe verwendet werden können, während andere als Insektenschutzmittel dienen können.
Pheromone sind Duftstoffe, die von den Tieren selbst abgegeben werden und die ein bestimmtes Verhalten auslösen. Die bekanntesten dieser Pheromone sind Sexualpheromone, die von dem einen oder beiden Geschlechtern ausgeschieden werden, und die anlockend auf dem anderen Geschlecht wirken.
Lockstoffe, z. B. synthetische Sexualpheromone, können als Lockmittel in Insektenfallen dienen, und dazu Insektengifte anziehender und effektiver zu machen. Als eigentliche Bekämpfungsmittel gegen Lagerschädlinge sind diese Stoffe nicht genügend, aber in vielen Fällen können sie nützlich zur Überwachung sein. Sie werden in Fallen zum Einfangen von verschiedenen Motten verwendet, und Sexualpheromone werden auch in Schabenfallen benutzt.
Das Sexualpheromon der Stubenfliege, Muscalure, werden gewissen Gifte hinzugefügt, die die Fliegen in sich saugen. Als Insektenschutzmittel werden diese Stoffe besonders für Menschen (Mückenschutz) und Haustiere verwendet.
Akustische Abschreckung: In vielen Fällen wurden akustische Abschreckung zur Bekämpfung von Vögeln in Obstplantagen u. a. m. verwendet, jedoch ohne gute Ergebnisse.
Ultraschallgeräte tauchen regelmäßig auf dem Markt auf. Sie aussenden Schalle mit Wellen zwischen 18 kHz und 40 kHz, die für Menschen nicht hörbar sind. Die Theorie ist, dass genau Ultraschalle, und die höhe Lautstärke, die sie aussenden, abschreckend auf Ratten, Mäusen und gewissen anderen Schädlingen wirken sollten. Weder im Labor oder in der Praxis sind eine effektive Wirkung aber nachgewiesen worden.
Einige der betreffenden Geräte senden Lautstärke von bis zu 130 dB aus, was viel mehr ist, als was schädlich für das menschliche Ohr ist.
Biologische Schädlingsbekämpfung: Biologische Bekämpfung ist die Bekämpfung durch die natürlichen Feinde der Schädlinge, was im Moment in Verbindung mit Lagerschädlinge nicht relevant ist. Raubtiere und Schmarotzer tragen in vielen Fällen zweifellos dazu bei, die Anzahl Lagerschädlinge niedrig zu halten. Die Tiere, die unter dänischen Umständen die größte Rolle spielen, sind wohl die Getreideraubmilben, die von anderen Milben leben. Möglicherweise können die natürlichen Feinde effektiver als heute genutzt werden. Das Problem ist jedoch, dass die Anforderung oft eine schnelle und vollständige Bekämpfung ist, während die natürlichen Feinde normalerweise nur fähig sind, die Schädlingspopulationen auf einer gewissen Ebene zu halten.