Man regnet damit, dass ein eigentliches Bebauen des Bodens vor etwa 10.000 Jahren begann. Mit dem folgten eine größere Produktion und eine stabilere Lebensmittelversorgung, weil Getreide von Ernte zu Ernte gelagert werden konnte. Die Lagerung von Getreide in größeren Mengen an der gleichen Stelle gab neue und gute Möglichkeiten für die Tiere, deren natürliche Lebensräume und Ernährung (Nischen) bis dahin Nahrungsreste von Vogelnestern und Wintervorrat der Nager gewesen waren. Sie sind ja an sich bloß Mini-Versionen der von Menschenhand geschaffenen Lagern.
In den Resten der Grabbeigaben aus Ägypten ist es zu sehen, dass es auch damals vor 5.000 Jahren viele Kornkäfer, Amerikanischer Reismehlkäfer, Brotkäfer, Getreidekapuziner, Getreideplattkäfer, Kugelkäfer und Tabakkäfer gab. Die sind Insektenarten, die heute noch sehr gut in unseren Lagern leben. Unseren Vorfahren waren es möglicherweise egal, ob es Tiere in dem Essen gab, sie müssten allerdings Maßnahmen gegen die Lagerschädlinge treffen um bloß ein Teil des Essens für sich selbst zu bewahren.
Im alten Ägypten und im Römischen Reich waren Lagermethoden bekannt, die wirksam gegenüber Pilzen und Schädlingen in Getreide waren. Das Getreide wurde in Gruben im Boden aufbewahrt. Das Kohlendioxid, das das Getreide gebildete, verdrängte den Sauerstoff, und bildete damit den Effekt, der auch heute in gasdichten Silos verwendet wird. Als physischer Schutz gegen Insekten wurden Asche, Salz oder ganz einfach Straßenstaub ins Getreide gemischt. Die scharfen Partikeln, die die Oberhaut der Insekten zerren und schneiden, haben den Tod der Tiere verursacht wegen des Wasserverlusts durch die beschädigte Haut. Auch chemische Mittel wurde zur Behandlung der Lagerräume und ihre unmittelbaren Umgebungen verwendet, z. B. Olivenkernextrakt, Cumarin aus Heu, aus Beifuß u.a. Im Vergleich zu den modernen chemischen Mitteln war die Effektivität dieser Drogen außer Zweifel gering.
Es scheint, dass jedenfalls die Getreidehändler im Mittelalter in Europa Verständnis dafür bekommen hatten, dass das Lagern von Getreide niedrige Temperaturen und angemessene Belüftung fordert. Die Getreidespeicher, die damals gebaut wurde, waren mit Kühl- und Belüftungssystemen ausgestattet, z.B. gab es Dachluken. In der Literatur wird über Getreidespeicher berichtet, die 400 Jahre altes Getreide enthielten, und dass Kaiser Karl V. in 1540 in Nürnberg sich Brot servieren ließ, das angeblich aus 118 Jahren altem Getreide gebacken wurde.
Von ca. 1120 bis ca. 1733 wurden Schädlinge regelmäßig mehreren kirchlichen und weltlichen Gerichtsverfahren unterzogen. Die Tiere wurden nach allen Regeln der Kunst angeklagt und verurteilt, und sie bekamen Strafen, die von Ausschluss aus der kirchlichen Gemeinschaft bis Verbannung und Bussen variieren konnten. Einer der letzten solcher Prozesse in Dänemark fand in Als bei Hadsund im Jahre 1711 statt. Die Einwohner in Als zitierten u.a. Ratten und Mäuse vor Gericht. Die angeklagten Tiere wurden einen Pflichtverteidiger erteilt, und das Gericht ging seinen Gang. Wie erwartet verloren die Tiere den Prozess, und wurden dazu verurteilt innerhalb 15 Tagen ins Meer zu verschwinden. Danach fanden die Fischer viele toten Ratten auf den Grundnetzpfählen, wenn sie ihre Grundnetze kontrollierten. Der Hintergrund der Prozesse war allerdings einleuchtend für die Menschen damals. Sie wünschten Gerechtigkeit, und deshalb haben sie Hilfe von den Instanzen gesucht, die Gerechtigkeit in den Situationen ausüben konnten, die sie nicht bewältigen konnten.